Balkonkraftwerk: Spielerei oder lohnende Investition?
Die steigende Nachfrage nach erneuerbarer Energie haben zu einer Vielzahl von Innovationen geführt, darunter auch die Idee des Balkonkraftwerks. Diese Miniatur-Solareinheiten sind auf den ersten Blick eine attraktive Möglichkeit für Hauseigentümer und Mieter, um selbst erzeugten Solarstrom zu nutzen. Blickt man auf die schwankenden Strompreise in jüngster Zeit, so ist es nicht verwunderlich, dass Verbraucher sich intensiver mit diesem Thema beschäftigen. Doch die Frage bleibt: Handelt es sich bei Balkonkraftwerken um eine sinnvolle Investition oder lediglich um eine kurzlebige Spielerei?
Balkonkraftwerk – kurz und prägnant erklärt
Ein Balkonkraftwerk ist eine kompakte Solaranlage auf dem Balkon oder der Terrasse, die über einen Stecker mit dem Haus- oder Wohnungsstromnetz verbunden wird. Auch bekannt als Mini-PV-Anlagen oder Plug & Play Solaranlagen, bestehen sie aus ein bis zwei Solarmodulen, die den erzeugten Strom über eine Steckdose ins Hausnetz einspeisen. Im Gegensatz zu großen Photovoltaikanlagen auf Dächern sind Balkonkraftwerke kleiner, erzeugen weniger Energie und ermöglichen eine einfache Nutzung für Mieter und Eigentümer. Möglicherweise sind Anpassungen am Stromzähler oder die Installation einer Wieland-Steckdose durch einen Elektriker erforderlich.
Die Solargeräte bestehen aus einem oder zwei Solarmodulen. Ein Modul hat eine Größe von etwa anderthalb Quadratmetern und erzeugt bis zu 300 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Die Montage an einer sonnenreichen Stelle mit dem richtigen Neigungswinkel ist hierbei entscheidend.
Einsparpotenzial
Die Kosten für ein 300-Watt-Modul samt Wechselrichter und Montage belaufen sich auf rund 500 Euro. An sonnigen Tagen erzeugen diese Mini-Solarsysteme ausreichend Strom, um einen Großteil der Grundlast und Spitzenverbrauchszeiten eines Haushaltes zu decken. Optimal beträgt die mögliche Einsparung im Bereich von 10 bis 30 Prozent des Gesamtstromverbrauchs. Die Amortisierungszeit für die Investition in eine Mini-Solaranlage beläuft sich nach Schätzungen der Verbraucherzentrale, abhängig von den aktuellen Strompreisen, auf etwa sechs bis neun Jahre. Die Lebensdauer der Solarmodule wird mit mindestens 20 Jahren angegeben. Allerdings könnte eine rasante Entwicklung von Solartechnologien dazu führen, dass Balkonkraftwerke schnell veralten.
Im Hinblick auf Klimaneutralität schneiden diese Geräte jedenfalls positiv ab. Generell produzieren Solarmodule in wenigen Jahren mehr Energie, als für ihre Herstellung aufgewendet wurde.
Um festzustellen, wer besonders von der Anschaffung einer Mini-Solaranlage profitieren könnte, bieten sogenannte Solarkataster wertvolle Informationen. Diese sind mittlerweile für die meisten Bundesländer verfügbar.
Auch das individuelle Verhalten ist ein entscheidender Faktor, wenn es um die Anschaffung eines Balkonkraftwerks geht : Wenn Sie beispielsweise tagsüber im Homeoffice arbeiten, ihren erzeugten Solarstrom nutzen und währenddessen Haushaltsgeräte wie die Waschmaschine oder den Geschirrspüler betreiben, erzielen Sie einen größeren Nutzen als nur den Kühlschrank mit Strom aus der Anlage zu versorgen. Es ist von Bedeutung, den selbst erzeugten Strom selbst zu verbrauchen, da in der Regel keine Einspeisevergütung gewährt wird – anders als bei großen Photovoltaikanlagen. In bestimmten Regionen gibt es Fördermöglichkeiten für den Erwerb dieser kleinen Anlagen.
Inbetriebnahme eines Balkonkraftwerks
Vor der Installation eines Balkonkraftwerks sollten Mieter einige Punkte beachten. Ein Blick in den Mietvertrag sowie ein Gespräch mit dem Vermieter sind ratsam, um Klarheit über die Zulässigkeit der Geräteanbringung zu erhalten. Eigentümer von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern sollten auch mit ihrer Eigentümergemeinschaft sprechen. Oft als “Plug and Play” bezeichnet, sind Balkonkraftwerke laut vielen Herstellern sofort einsatzbereit. Diese Annahme trifft jedoch in den seltensten Fällen zu. Mieter und Eigentümer, die keine Fachkenntnisse haben, werden spätestens beim Anschließen des Wieland-Steckers auf die Unterstützung eines Elektrofachmanns angewiesen sein. Möglicherweise sind neue Verkabelungen bis zum Sicherungskasten notwendig. Zusätzlich muss der Stromzähler über eine Rücklaufsperre verfügen oder ein Zweirichtungszähler muss installiert werden. Dieser Umbau wird in der Regel vom Netzbetreiber durchgeführt, um zu verhindern, dass der Stromzähler rückwärts läuft und somit der tatsächliche Stromverbrauch manipuliert werden kann.
Auswahl des richtigen Standorts
Die optimale Positionierung eines Balkonkraftwerks ist von hoher Bedeutung. UmerklärtprägnantBal die bestmögliche Leistung zu erzielen, ist ein Standort mit reichlich Sonneneinstrahlung erforderlich. Idealerweise sollte dieser Platz frei von Schatten sein und in Richtung Süden ausgerichtet sein. Unter optimalen Bedingungen kann ein 300 Watt Peak Mini-PV Solarmodul, das nach Süden geneiWindiWindischImmobilienRedaktiongt und schattenfrei installiert ist, etwa 300 kWh Strom pro Jahr erzeugen. Jedoch sind im Herbst und Winter die Bedingungen weniger ideal
Durch die kürzeren Tage und die reduzierte Sonnenintensität wird in den Morgen- und Abendstunden nur wenig Strom erzeugt, obwohl der Verbrauch durch Beleuchtung, Geschirrspüler, Fernseher, Kochen usw. gerade in diesen Zeiten am höchsten ist.
Muss ich mein Balkonkraftwerk anmelden?
Grundsätzlich müssen Balkonsolaranlagen ab 600 Watt gemeldet werden. Ist ein Balkonkraftwerk per Stecker installiert, muss es beim Netzbetreiber und im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur offiziell angemeldet werden. Es ist jedoch wichtig zu erwähnen, dass es Veränderungen in Bezug auf die Anmeldepflicht geben kann. In Zukunft ist geplant, dass eine zentrale Anmeldung bei der Bundesnetzagentur genügt, um den Prozess zu vereinfachen und effizienter zu gestalten.
VORTEILE:
- Kosteneinsparungen: Mieter und Hauseigentümer können von niedrigeren Stromrechnungen profitieren, da sie den selbst erzeugten Solarstrom nutzen können, anstatt ihn vollständig zu beziehen..
- Unabhängigkeit: Mieter sind weniger abhängig von Energieversorgern und Preisschwankungen auf dem Energiemarkt.
- Langfristige Investition: Obwohl die anfänglichen Investitionskosten für die Installation einer Mini-Solaranlage anfallen, kann sich dies langfristig durch Einsparungen amortisieren.
- Umweltfreundlich: Balkonkraftwerke tragen zur Reduzierung von CO2-Emissionen bei und fördern die Nutzung erneuerbarer Energien.
- Flexibilität: Beim Umzug kann das Gerät einfach mitgenommen werden.
NACHTEILE:
- Einspeisevergütung: In einigen Ländern erhalten Betreiber von Balkonkraftwerken eine Einspeisevergütung für den ins Netz eingespeisten Strom. Diese Vergütungen können jedoch variieren und sind nicht immer langfristig gesichert.
- Begrenzte Leistung: Aufgrund der begrenzten Fläche auf Balkonen ist die Leistungsfähigkeit von Balkonkraftwerken beschränkt, was die Rentabilität beeinflusst.
- Mietrechtliche Aspekte: Mieter müssen oft die Zustimmung des Vermieters einholen, um ein Balkonkraftwerk zu installieren, was die Umsetzung erschweren kann.
- Technologische Weiterentwicklung: Die rasante Entwicklung von Solartechnologien könnte dazu führen, dass Balkonkraftwerke schnell veralten.
- Abhängigkeit von Sonneneinstrahlung: Die Effizienz der Anlage hängt von der Sonneneinstrahlung ab, was bedeutet, dass an bewölkten Tagen weniger Energie erzeugt wird.
- Wartung und Instandhaltung: Mieter sind in der Regel für die Wartung und Instandhaltung der Anlage verantwortlich.
FAZIT
Die Mini-Solaranlage bietet Mietern die Möglichkeit, saubere Energie zu erzeugen, Kosten zu senken und ihre ökologische Verantwortung wahrzunehmen. Allerdings sollten potenzielle Käufer die rechtlichen Rahmenbedingungen, technologische Entwicklungen und die langfristige Rentabilität sorgfältig prüfen, bevor sie eine Entscheidung treffen. Letztendlich kann ein Balkonkraftwerk eine interessante Ergänzung für die dezentrale Energieerzeugung sein. Eine solide Planung und realistische Erwartungen sind allerdings entscheidend, um die Vorteile dieser Technologie in vollem Umfang nutzen zu können.
31.08.23/ Redaktion WINDISCH IMMOBILIEN
Fachbegriffe einfach erklärt
Kilowattstunde: Eine Wattstunde (Wh) beschreibt die Energiemenge, die von einem Gerät mit einer Leistung von einem Watt in einer Stunde verbraucht oder erzeugt wird. Im praktischen Leben wird oft die Kilowattstunde (kWh) verwendet, was tausendmal mehr als eine Wattstunde ist. Diese Einheit wird vor allem zur Abrechnung von Stromkosten, aber auch von Heizwärmekosten genutzt.
Watt Peak: beziffert die Höchstleistung einer Solarstromanlage. Das englische Wort „peak“ bedeutet „Spitze“. Gemeint ist damit die elektrische Maximalleistung der Anlage, was sie bei optimaler Ausrichtung und Sonneneinstrahlung theoretisch leisten kann. 1 Kilowatt Peak (kWP) entsprechen 1000 Watt Peak. Eine 1 kWp einer Photovoltaikanlagemacht macht im Jahresdurchschnitt in Deutschland etwa 1.000 kWh
Wechselrichter: Ein Wechselrichter ist ein elektrisches Gerät, das den von Solarmodulen erzeugten Gleichstrom in den im Hausnetz benötigten Wechselstrom umwandelt. Da Solarmodule Gleichstrom produzieren, während im Hausnetz Wechselstrom fließt, ist ein Wechselrichter notwendig, um den gewonnenen Solarstrom effektiv nutzen zu können. Er wird auch als Inverter oder Drehrichter bezeichnet.
Wieland-Steckdose: Die Verwendung herkömmlicher Steckdosen mit Schukosteckern für Balkonkraftwerke ist in Deutschland nicht normgerecht. Stattdessen wird eine spezielle Steckvorrichtung benötigt. Bei den meisten Balkonkraftwerken wird ein “Wieland-Stecker” mitgeliefert, der eine Wieland-Steckvorrichtung erfordert, die von einem Elektriker installiert werden muss.
Grundlast: Die Grundlast bezeichnet den kontinuierlichen Stromverbrauch. Dies wird hauptsächlich durch im Standby-Modus verbleibende elektronische Geräte verursacht. Hierzu gehören unter anderem Laptops, Fernseher und Hi-Fi-Anlagen, die oft als versteckte Stromverbraucher gelten. Zusätzlich kommen Geräte hinzu, die nie ausgeschaltet werden, wie zum Beispiel Kühlschränke sowie ständig eingesteckte Handy-Ladekabel und Ähnliches.
Kabinettsbeschluss zur Förderung von Solarenergie
Am 16. August hat das Kabinett einem Gesetzespaket zugestimmt, das verschiedene Maßnahmen zur Förderung von Solarenergie enthält, darunter auch Erleichterungen für die Nutzung von Balkonkraftwerken. Zu den geplanten Maßnahmen gehört eine vereinfachte Anmeldeprozedur. Zusätzlich sollen vorübergehend auch rücklaufende Zähler akzeptiert werden, und in Zukunft soll die Leistungsgrenze auf bis zu 800 Watt erhöht werden, im Vergleich zu bisherigen 600 Watt. Falls das Gesetz auch vom Parlament und dem Bundesrat gebilligt wird, könnte es möglicherweise Anfang 2024 in Kraft treten.